PRESSE 2014-02-11 - Gründen ist anstrengend, unbequem und voller Hürden

Das eigene Unternehmen ist noch immer für viele Menschen ein Traum. Doch der Weg zum selbstgemachten Erfolg ist oft steinig. Gründerberater sowie private und öffentliche Existenzgründernetzwerke betonen meist sehr einseitig die positiven Seiten. Das zumindest meint der interdisziplinäre Expertenverbund Ultimo mit Sitz in Bielefeld. Die rund 100 Berater, Dienstleister und Gründungsexperten des Verbundes wünschen sich mehr Ehrlichkeit. Gründen sei oft anstrengend, unbequem und voller Hürden.

"Auch wer aus einer gut bezahlten Festanstellung kommt und glaubt, er verfüge über eine hohe Bonität bei der Hausbank, wird sich schnell wundern", erklärt Jens Wörmann, Geschäftsführer des Ultimo-Verbundes. Als Selbständiger, zumal als Gründer, sei man bei der Bank nicht gern gesehen - zumindest nicht, wenn es um Kredite geht. Schlechtere Ratings und höhere Risikozuschläge bei Zinsen sind die Regel. Das sei für viele Gründer eine der ersten Erfahrungen im neuen Traumjob "eigener Chef".

Komplex, so Wörmann, sei auch die Wahl der richtigen Partner. Steuerberater seien, wenn es um Existenzgründungen geht, leider nicht unfehlbar. So unverzichtbar deren Rat und Hilfe sei, so wachsam müsse man auch auf deren Beratung und Tipps schauen. "Manch guter Steuertipp passt eben nicht zur neuen Selbständigkeit. Die Fokussierung allein auf steuerliche Optimierungspotentiale ersetzt nicht eine gute betriebswirtschaftliche Planung und eine qualifizierte Sparringspartnerschaft in Sachen Umsatz, Ertrag und Liquidität."

Ohnehin sei es wichtig, ehrliche Feedbackgeber an seiner Seite zu haben, die Motivation und Schaffensdrang unterstützten, zugleich aber auch warnend die Zeigefinger heben. "Mancher Neuunternehmer wird spüren, dass er trotz zahlreicher Berater allein mit sich und seinen Entscheidungen bleibt", weiß Wörmann aus Erfahrung. Zu ihm kommen viele Gründer, die in eine Sackgasse geraten sind und die auch negative Erfahrungen kennen.

Auch im Freundes- und Familienkreis müssten Gründer mit Kopfschütteln rechnen. "16- bis 20-Stunden-Tage sind gerade am Beginn der Selbständigkeit keine Ausnahme. Für Privates bleibt da häufig wenig Zeit." Finanzielle und existenzielle Sorgen, psychische Belastungen, Stress, Zweifel und Unwissenheit begleiten die Gründer in der Regel über viele Jahre. Öffentliche Institutionen entpuppten sich hier häufig als Teil des Problems: Gewerbeanmeldung, Steuererklärungen, die formale Unternehmensgründung, Genehmigungen und andere rechtliche und behördliche Fallstricke bergen so manches Risiko. "Im ersten Jahr der Selbständigkeit drehen viele Verwaltungsmühlen und die Jungunternehmer erfahren schmerzhaft, wo ihnen Steine in den Weg gelegt werden", betont der Diplom-Betriebswirt und Gründungsexperte.

Er wolle Gründen nicht schlecht reden, sagt er. Im Gegenteil. Es sei wunderbar, seinen beruflichen Traum zu leben und eine Selbständigkeit zu wagen. Persönliche Freiheit und berufliche Kompetenz gipfelten zu Recht oft in einer Selbständigkeit. Aber Ehrlichkeit müsse sein. Es gebe eben die genannten Schattenseiten. "Unternehmertum muss man wollen. Es braucht eine starke Persönlichkeit, Durchhaltewillen und Ausdauer. Eine gute Idee allein reicht leider nicht. Gründen bedeutet, sich einer großen Herausforderung zu stellen."

Erkenntnisse, die leider von vielen Gründerberatern, Motivations-Coaches und Start-up-Unterstützern verschwiegen werden. Mehr Ehrlichkeit sei angebracht - auch, weil viele Gründer scheitern. "Von denen, die es nicht geschafft haben, lässt sich Einiges lernen. Auch das gehört zur Wahrheit", meint Wörmann abschließend. Gute Gründerberatung dürfe deswegen nicht mit dem Erstellen des Businessplans oder dem Beantragen von Fördermitteln enden. Vielmehr müssten die Unternehmerpersönlichkeit, das individuelle Umfeld und die möglichen Bremsfaktoren in den Fokus rücken. Nur so sei Gründerberatung redlich und befähige den Gründer, auf dem Markt erfolgreich zu sein.

11.02.2014 © Franchisedirekt